Dr. Andreas Gschnait, Dr. Andrea Vogel und Dr. Michaela Zumtobel
Untersuchungen bei Tinnitus
Bei jedem neu aufgetretenen Ohrgeräusch sollten eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt werden.
Zum einen, um möglichst viel über das Geräusch zu erfahren, zum anderen, um Ursachen zu erkennen, die möglicherweise gefährlich sind und behandelt werden müssen. Praktisch alle Untersuchungen sind in unserer Kassenordination möglich.
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Tinnitus-Anamnese
Die Erhebung der Tinnitus-Anamnese bedeutet, dass der HNO-Facharzt den Patienten genau über das Geräusch befragt. Wichtig dabei ist nicht nur die Art des Tinnitus und wie lange dieser schon besteht, sondern vor allem auch der subjektive Leidensdruck. Weiters sollten die Situationen herausgearbeitet werden, in denen das Geräusch besonders störend ist. Ob das Geräusch beeinflusst werden kann - beispielsweise durch Kieferbewegungen - und ob es sich vielleicht um das pulsierende Geräusch eines Blutgefäßes handeln kann.
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HNO-fachärztliche Untersuchung
Der nächste Schritt nach Erhebung der Tinnitus-Anamnese ist eine genaue fachärztliche Untersuchung. Da der gesamte Hals-, Nasen- und Ohrenbereich über verschiedene Verbindungswege zusammenhängt, muss auch bei jedem Patienten jedes dieser Organe untersucht werden. Besonders wichtig ist hierbei natürlich eine genaue Inspektion des Ohres mit dem Mikroskop, um auch kleinste Veränderungen erkennen zu können.
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Audiometrie
Die Audiometrie ist die Messung des Hörvermögens. Dazu steht uns eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten zur Verfügung. Bei jedem Patienten sollte ein sogenanntes Ton-Audiogramm erhoben werden. Das ist der "normale" Hörtest, bei dem ein Kopfhörer aufgesetzt wird und dann mit Tönen die Hörschwelle bestimmt wird. Die Hörschwelle ist die Lautstärke, bei der der Ton gerade noch wahrgenommen werden kann.
Bei speziellen Fragestellungen kann zusätzlich noch ein sogenanntes Sprach-Audiogramm erhoben werden. Dabei hört der Patient über einen Kopfhörer einzelne Worte und muss diese nachsprechen.
Als Ergänzung sollten noch einfache Hörprüfungen mit der Stimmgabel durchgeführt werden. -
Tympanometrie
Bei dieser Untersuchung werden die Beweglichkeit des Trommelfells und der Druck im Mittelohr gemessen.
Bei der Untersuchung wird ein kleiner Gummistöpsel in das Ohr gedrückt und die Messungen werden vom Gerät automatisch durchgeführt. Der Patient spürt dabei einen leichten Druck im Ohr. -
Tinnitus-Matching
Beim Tinnitus-Matching werden mit einem Gerät in Zusammenarbeit mit dem Betroffenen die Art des Geräusches und die Intensität ermittelt. Dazu werden dem Patienten über einen Kopfhörer verschiedene Geräusche zum Vergleich angeboten. Mit diesem Verfahren kann die subjektive Lautstärke des Tinnitus bestimmt werden.
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Unbehaglichkeits-Schwellen-Bestimmung
Bei dieser Untersuchung werden über einen Kopfhörer Töne eingespielt, deren Lautstärke langsam erhöht wird. Der Untersuchte soll angeben, ab welcher Lautstärke er die Töne als unangenehm empfindet.
Diese Untersuchung dient zur Abklärung einer eventuellen Hyperakusis, von der häufig Tinnitus-Patienten betroffen sind. Eine Hyperakusis ist eine übersteigerte Lärmempfindlichkeit. Wenn man unter einer Hyperakusis leidet, sind für einen Lautstärken schon unangenehm bis schmerzhaft, die für andere Menschen noch völlig normal sind. -
Psychologische Basisdiagnostik
Hier füllt der Patient einen Fragebogen mit 52 Fragen aus. Dieser Fragebogen ist zur Einschätzung des Tinnitus-Schweregrades extrem wichtig. Der Fragebogen wird anschließend ausgewertet und das Ergebnis mit dem Patienten besprochen.
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Otoakustische Emissionen
Dieses moderne Verfahren gibt Aufschluss über die Funktion des Innenohres. Ein gesundes Innenohr kann nicht nur Töne und Geräusche empfangen, sondern es sendet auch sehr leise Töne nach außen, die mit einem besonders sensiblen Mikrofon empfangen werden können. Bei dieser Untersuchung wird eine kleine Sonde in den Gehörgang gelegt und das Gerät nimmt die Messung vor. Die Untersuchung dauert pro Seite etwa 5 Minuten.
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Zusätzliche Röntgenuntersuchungen
In der Regel werden bei den meisten Tinnitus-Patienten einige Röntgen-Untersuchungen durchgeführt. Das sind:- Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße: Diese soll eventuell vorhandene Engstellen im Bereich der Halsschlagader und der Wirbelsäulenarterie aufdecken. Diese können zu einer schlechteren Durchblutung des Innenohres führen und somit an der Entstehung von Ohrgeräuschen beteiligt sein.
- Röntgen der Halswirbelsäule: Schäden der Halswirbelsäule können manchmal für die Entstehung von Ohrgeräuschen verantwortlich sein.
- Magnetresonanztomografie des Gehirns: Mit dieser Untersuchung ist es möglich, ein Akustikusneurinom zu erkennen beziehungsweise auszuschließen (siehe auch "Welche Ursachen hat Tinnitus?" - Akustikusneurinom).
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Zusätzliche fachärztliche Untersuchungen
Für bestimmte Fragestellungen kann es notwendig sein, noch andere Fachärzte zuzuziehen, beispielsweise einen Kieferorthopäden zur Abklärung des Kiefergelenks oder einen Facharzt für physikalische Medizin zur Abklärung der Halswirbelsäule und Halsmuskulatur (siehe auch "Welche Ursachen hat Tinnitus?").